Gewaltige Bilder: Theo Sellner tauscht Glas gegen Leinwand

Theo Sellner strebt nach Vollkommenheit. Darum ist er so unzufrieden mit der Welt. Weil sie unzulänglich ist. Ungerecht. Und keine höhere Instanz Abhilfe schafft. Zumindest glaubt Theo Sellner nicht daran. Der Künstler aus Regenhütte bei Bayerisch Eisenstein ist Humanist. Pazifist. Und Anarchist. Weil er keinerlei Obrigkeit akzeptiert, sondern die vermeintlich herrschenden Mächte lieber an den Pranger stellt. Mittels Kunst – und zu Ehren der Kunst.
Erstmals zeigte Theo Sellner Werke in dieser Technik in den „Kuns(t)räumen grenzenlos“ in Bayerisch Eisenstein. Nach Tokyo, New York, Paris, London, Amsterdam, Venedig und Wien wieder mal daheim, im Bayerischen Wald. Freilich präsentiert er dort Glas, dessen Grenzen Theo Sellner nach wie vor sucht. Wenngleich er das Material in technischer Perfektion beherrscht und ihm seine Visionen ausdrucksstark abtrotzt. Doch neben zwölf eindrucksreichen Glasskulpturen, neun Vasen und fünf „Eingerichten“ zeigt der Künstler erstmals auch 18 großformatige ölübermalte Collagen im neoexpressionistischen Stil, die einen ganz neuen Sellner entdecken lassen – und staunen machen. „Et in terra pax“ heißt Sellners Bild, das höchst bedrohlich darauf abzielt: Wie „Friedensengel“ jagen amerikanische Kampfjets über eine leicht bekleidete Revolverheldin in Overknees – eine Szene, von der sich selbst der gekreuzigte Jesus voller Scham abwendet. Amerikas Vietnamkriegs-Präsident Johnson indes zeigt hämisch auf den „Erlöser“.

Alexandra von Poschinger,  PNP